Sicherheitsaktion 2010

Einbrecher haben immer Saison

TIROLER VERSICHERUNG und Kriminalprävention des Landeskriminalamtes für Tirol geben Sicherheitstipps und informieren über „neue“ Methoden der Kriminalität

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Innsbruck, 4. Mai 2010: Traditionelle „Gaunerzinken“ sind grafische Darstellungen an Häusern, mittels derer sich Einbrecher gegenseitig signalisieren, ob sich ein Einbruch in diesem Objekt lohnen könnte oder ob spezielle Dinge zu beachten sind. Abgelöst werden diese althergebrachten Hilfsmittel der Einbrecher heutzutage durch neue Medien. Professionelle Banden nutzen diese immer öfter, um Informationen über Einbruchsobjekte zu erhalten. TIROLER VERSICHERUNG und Kriminalprävention des Landeskriminalamtes für Tirol zeigen auf, wie jeder einzelne durch sorgsamen Umgang mit diesen Medien und durch richtiges Verhalten das Einbruchsrisiko entscheidend vermindern kann.

Das Thema „Schutz vor Einbrechern“  steht heuer wieder im Zentrum des alljährlichen österreichweiten Sicherheitstages der Österreichischen Länderversicherer, der in Tirol von der TIROLER VERSICHERUNG und der Kriminalprävention des Landeskriminalamtes für Tirol begleitet wird. Dies aus aktuellem Grund: Gerade  in Tirol gab es in den letzten Wochen eine Vielzahl an Meldungen zu Facebook, Netlog usw., die – bei unbedachter Nutzung – das Einbruchsrisiko deutlich erhöhen können. Einbrecher erhalten damit auf einfachem Weg Zugang zu wichtigen persönlichen Informationen der Haus- und Wohnungseigentümer, wie zum Beispiel über geplante Urlaubsfahrten, Ausflüge oder über die Lage und Erreichbarkeit eines Hauses.

Insgesamt zeigt sich, dass professionelle Einbrecher von heute verschiedene Kanäle nutzen, um so viele Informationen wie möglich über das Einbruchsobjekt zu bekommen. Auch die TIROLER VERSICHERUNG stellt dies in ihrem Versicherungsalltag fest. „Immer mehr Häuser werden gezielt und systematisch von Profis aufgesucht und bis auf den letzten wertvollen Gegenstand ausgeräumt. Deshalb ist es uns wichtig, hier Präventionsarbeit zu leisten und mögliche Sicherheitslücken aufzuzeigen“, berichtet Vorstand Dr. Walter Schieferer. Und sein Vorstandskollege Mag. Franz Mair ergänzt: „Es ist ein großer Irrtum, dass Einbrecher primär nach ,lohnenden Objekten’ Ausschau halten. Entscheidend ist vielmehr, ob eine Bande zur Ansicht kommt, dass ein gewisses Haus leicht betreten und in Ruhe ausgeräumt werden kann.“

Chefinspektor Dietmar Hosp vom Landeskriminalamt Tirol teilt mit, dass laut Kriminalstatistik im ersten Quartal 2010 die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser in Tirol gegenüber dem Vorjahr um 46,2 Prozent gesunken ist. Im Gewerbebereich liegt der Rückgang bei 59,2 Prozent.

Die Zahl der Einbrüche ist auch bei der TIROLER VERSICHERUNG 2009 im Vergleich zum Vorjahr gesunken, ein Umstand, den Dr. Schieferer nicht zuletzt auf die Aufklärungsarbeit und die zunehmende Umsetzung der Sicherheitstipps im Alltag zurückführt. Der Durchschnittsschaden ist aber bei den Versicherungsfällen nach wie vor auf hohem Niveau. Dr. Schieferer: „Einzelne Einbrüche werden deutlich teurer, weil die Professionalität der Einbrecher zunimmt.“ Und Dietmar Hosp ergänzt: „Diese Tätergruppen können auch als potentielle Nutzer der neuen Medien angesehen werden, während Berufseinbrecher, Beschaffungskriminelle oder Gelegenheitseinbrecher sich nach wie vor vorrangig an offensichtlichen Sicherheitsmängeln am Haus orientieren.

Google Street View nicht Gefahrenquelle Nr. 1

Der Spezialist in Sachen Kriminalprävention relativiert allerdings die Gefahr durch  Google Street View: „Es gibt bereits elektronische Landkarten wie Google map, Bing oder dgl., die beste lokale Darstellungen liefern. Die Befürchtung, Street View könne darüber hinaus Details über vorhandene Schwachpunkte am Haus liefern, ohne die der Einbrecher beim elektronischen Auskundschaften entdeckt werden kann, ist natürlich berechtigt. Dennoch wird es in Tirol noch Monate dauern, bis die Bilder zur Verfügung stehen und die räumliche Situation kann sich zwischenzeitlich ändern. In Ländern, in denen Street View bereits zur Verfügung steht, wie England, Holland oder Italien, gab es bisher keine negativen polizeilichen Erkenntnisse.“

Hosp geht davon aus, dass sich Profis auch zukünftig primär auf die eigene Wahrnehmung verlassen. „Hauptkriterium für einen Einbruch bleibt, ob das Haus unbewohnt aussieht und offensichtlich ohne Schwierigkeiten eingebrochen werden kann“, so Hosp.

Es behalten daher nach wie vor jene Sicherheitstipps ihre Gültigkeit, die vom Landeskriminalamt, der TIROLER VERSICHERUNG und vielen anderen Institutionen bereits seit Jahren aufgezeigt werden:

• Signalisieren Sie durch Licht, Radio udgl. Anwesenheit

• Sorgen Sie für gut einsehbare Eingänge

• Installieren Sie Bewegungsmelder

• Geben Sie Nachbarn Bescheid, wenn Sie verreisen (Stichwort „Wachsamer Nachbar“)

• Sorgen Sie dafür, dass Post und Werbematerial weggeräumt wird

• Sorgen Sie für ausreichenden mechanischen Einbruchsschutz bei Türen und Fenstern

• Lassen Sie Schwachstellen elektronisch sichern

Eine Möglichkeit, um Einbrechern die Anwesenheit vorzutäuschen, sind Zeitschaltuhren. Damit können zum Beispiel automatisch Lichter oder auch Rollläden gesteuert werden.

Eine wesentlich größere Gefahr als die Zunahme von Einbruchsdelikten ist für Dietmar Hosp die Möglichkeit, Opfer von Betrugsversuchen oder Bedrohungen durch sog. Internetkriminelle zu werden. „Es ist wichtig, von Beginn an die Risiken zu kennen und zu wissen, wie man sich vor ihnen schützen kann. Seien Sie aufmerksam mit Ihren persönlichen Daten im Internet,“ raten Dr. Walter Schieferer und Dietmar Hosp.

Historische Bedeutung der Gaunerzinken

Ihren Ursprung haben die Markierungen im „Rotwelschen“, einer Kriminellensprache, die im Mittelalter entstand. Im 16. Jahrhundert entwickelten sich daraus grafische Darstellungen, die an Häusern angebracht wurden, um Einbrechern oder Bettlern anzuzeigen, ob zum Beispiel die Eigentümer häufig zu Hause sind oder ob das Haus von einem Hund bewacht wird.

Es gibt auch heute noch grafische Gaunerzinken an Hauswänden: Als „War-Chalking“ werden Markierungen bezeichnet, die auf einen an einem bestimmten Ort empfangbaren WLAN hinweisen. Sie geben teilweise sogar die SSID sowie das WEP-Kennwort an. Eingeweihte erkennen so schnell, wo man gratis im Internet surfen kann. Die TIROLER VERSICHERUNG hat ein kleines Büchlein mit den wichtigsten Gaunerzinken herausgegeben, das kostenlos in allen TIROLER Kundenbüros erhältlich ist.

Sicherheitsregeln für Social-Network-Nutzer

Im Umgang mit den neuen Medien im Internet raten die TIROLER VERSICHERUNG und die Kriminalprävention des Landeskriminalamtes für Tirol zu folgenden Sicherheitsmaßnahmen:

  1. Niemals dasselbe Passwort für mehrere soziale Netzwerke verwenden, besonders nicht das für das primäre E-Mail-Konto, das Netbanking und die sonstigen Web-Konten.
  2. Keinen Computer benutzen, bei dem nicht sicher ist, dass er frei von Viren oder Trojanern ist.
  3. Immer die neuesten Updates und Patches für das verwendete Betriebssystem installieren, am besten automatisch.
  4. Stets aktuelle Anti-Virus-, Anti-Malware- und Anti-Spam-Tools auf dem eigenen PC verwenden.
  5. Vorsicht bei Einladungen von „Freunden“, die man nicht kennt, und niemals Anfragen von völlig Fremden beantworten. Diese können von Spammern stammen oder Links auf Web-Seiten enthalten, die mit Viren oder Trojanern präpariert sind.
  6. Keinesfalls persönliche Daten, wie etwa Handynummern oder den Wohnort, auf seiner öffentlichen Seite preisgeben. Solche Infos sind im nachhinein schwieriger zu ändern als Instant-Messaging-Konten oder E-Mail-Adressen, falls einmal etwas schief geht.
  7. Darauf achten, welche Infos man von sich preisgibt, wenn man seinem Profil Anwendungen hinzufügt und Funktionen für diese Anwendungen aktiviert. Wenn möglich nur Anwendungen von Unternehmen installieren, denen man vertraut und entsprechende Datenschutzeinstellungen verwenden.
  8. Berufliches und Privates in Internet-Treffpunkten trennen! Keine Inhalte veröffentlichen, die Kriminellen Hinweise für deren Aktivitäten geben könnten. Besonders Jugendliche sollten immer bedenken: Das Web „vergisst“ nicht, die veröffentlichten Daten bleiben für immer im Netz und sind für alle zugänglich – und das auch noch in vielen Jahren.
  9. Vielfältige Möglichkeiten des Selbstschutzes im Internet beachten: gesetzliche Grundlagen, die den Datenschutz regeln, Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre; Meldefunktionen in Sozialen Netzwerke in Anspruch nehmen

Pressetext Sicherheitsaktion 2010 (Word)